verdeckter Schimmel in Wohngebäuden.

Schimmel unter der Tapete

Schimmel und Feuchteschäden in Gebäuden

Schimmel in Wohnungen und Gebäuden, in Kellern und Dachbereichen führt in zunehmenden Maße zu Streitigkeiten zwischen Herstellern, Eigentümern und Nutzern der betroffenen Gebäude.

Häufig kann dann nur ein Bausachverständiger, Baugutachter oder Bauexperte Licht ins Dunkel bringen.

Um die Ursachen der Entstehung und die Auswirkungen auf die Bausubstanz besser zu verstehen möchte ich das Thema hier in einigen Basics erläutern.

Mein Ziel: Eine einfache und verständliche Einführung in das komplexe Thema Schimmel in Innenräumen.

Was tun bei Schimmelbefall?

Entstehung von Schimmel

Zuerst ist es mir wichtig zu erwähnen, dass die Bildung von Schimmel meist wenig mit Sauberkeit oder Unordentlichkeit zu tun hat. Schimmel ist letztlich die Folge aus Feuchtigkeit und einem Nährstoffangebot für die Schimmelpilze. Nährstoffe befinden sich in ausreichendem Maße in der Luft, bzw. in Staub, auf Oberflächen, in und auf Tapeten usw.

Meist ist der Schaden nicht nur auf eine Ursache zurückzuführen, sondern es kommen verschiedene Umstände zusammen, diese führen zu einem Schaden bzw. einen Schimmelbefall und Feuchteschaden.

Schimmel entsteht, wenn über einige Tage eine Feuchtigkeit im Mikroklima von ca. 80% besteht. Dies bedeutet nicht, dass der Baustoff 80% feucht sein muss, sondern das in einer dünnen Luftschicht über dem Bauteil eine relative Luftfeuchtigkeit von 80% herrscht. Dies ist in Bereich von Wärmebrücken schnell erreicht.

Schimmel, Bakterien und Algen.

Wenn man sich mit Schimmel in Gebäuden beschäftigt muss man auch dass Thema Bakterien und Algen berücksichtigen. Im Fachkreisen spricht man von „mikrobiellen Befall“, also dem Befall durch Schimmel, Bakterien und Algen. Bei Untersuchungen sind je nach Schadensursache immer alle drei Bereiche zu beachten. Algen kommen meist an Wärmedämmverbundsystemen (WDVS) vor. Bakterien bei Wasserschäden z.b. durch fäkalienhaltige Abwasser.

Bei Schäden, die durch Überschwemmungen und Abwasserschäden, z.B. bei einem Rohrbruch, entstanden sind sollte man auch einen möglichen Virenbefall berücksichtigen. Ein Befall auf Viren sollte grundsätzlich im Labor untersucht werden.

 

 

In manchen Fällen kann auf eine Labor-Untersuchung aber auch verzichtet werden, da z.B. bei einem Abwasserschaden mit fäkalienhaltigen Abwässern ist die einschlägigen Empfehlungen des Umweltbundesamtes („Leitfaden zur Ursachensuche und Sanierung bei Schimmelpilzwachstum in Innenräumen“) grundsätzlich einen Austausch der betroffenen Bauteile vorsehen.

Zusammenfassend bleibt festzuhalten, dass bei Feuchteschäden nicht nur der Befall von Schimmel, sondern auch der Befall von Bakterien und Algen zu untersuchen ist.

Die Beurteilung sollte immer von einem unabhängigen Bausachverständigen oder Schimmelexperten vorgenommen werden. Nicht nur das Wissen über Schimmel ist maßgebend, sondern auch das Wissen über Bausubstanz, Baumaterialien und die Verwendung von Baustoffen der entsprechenden Baujahre sind wichtige Faktoren zum ermitteln der Schadensursache.

Daraus ergeben sich folgende Fragen.

 

  1. Wann und wie wachsen Mikroorganismen (Schimmel, Bakterien, Algen) in Wohnräumen?
  2. Welche Schäden verursachen Mikroorganismen?
  3. Wie kann man den Befall erkenne?
  4. Wie kann man die Ursache für den Befall feststellen?
  5. Wie kann fachgerecht und dauerhaft ein mikrobieller Schaden saniert werden?

 

  1. Wann und wie wachsen Mikroorganismen in Wohnräumen?

Man kann davon ausgehen, dass in normal genutzten Wohnräumen genügend Nährstoffe (Staub, Hautpartikel, Zellulose, …) für das Wachstum von Schimmel, Bakterien und Algen vorhanden sind.
Mikroorganismen wachsen wenn ausreichend Feuchtigkeit vorhanden ist. Schimmelpilze zum Beispiel benötigen in der Wachstumsphase eine relative Luftfeuchtigkeit von 80%. Ist der Pilz „angewachsen“ kann dieser auch mit weniger Feuchtigkeit leben und überleben.

 

Feuchtigkeit auf Oberflächen oder im Mikroklima (z.B. die Luftschicht zwischen der Raumluft und dem Bauteil) kann unter anderem durch Wärmebrücken, also kalte Oberflächen, verursacht werden. Aber auch Wasserschäden, Rohrbrüche, Überschwemmungen und falsches Lüften verursachen hohe Bauteilfeuchten.

 

Feuchtigkeit kann auf unterschiedliche Wege in das Gebäude, in Bauteile und Baustoffe gelangen.

 

Zum einen ist es der Feuchtigkeitseintrag über die Nutzung und Nutzer der Wohnräume. Jeder Nutzer gibt im laufe des Tages und je nach Tätigkeit Feuchtigkeit ab. Die Feuchtigkeit wird von der Raumluft aufgenommen.

 

Über das Lüften kann die Feuchtigkeit abgeführt werden. Warme Luft kann mehr Feuchtigkeit aufnehmen als kalte Luft. Folglich muss, damit die Luft die Feuchtigkeit aufnehmen kann, diese erwärmt werden. In Gebäuden erfolgt dies über die Heizung.

Um Wohnraum richtig zu nutzen, muss also gelüftet und geheizt werden.

 

Dennoch kann es, obwohl richtig gelüftet und richtig geheizt wird zu Schimmelbildung kommen. Hier muss dann eine qualifizierte Ursachenfoschung betrieben werden.

 

 

 

  1. Welche Schäden verursachen Mikroorganismen

Mikroorganismen können Allergien, Krankheiten, Ausschläge, Atemnot und vieles mehr verursachen.

 

Jeder Mensch reagiert unterschiedlich auf Belastungen durch Schimmel und Bakterien. Auch der Schimmel selbst bildet trotz gleicher Gattung bei unterschiedlichen Nährstoffangeboten unterschiedliche Gifte. Eine pauschalte Aussage ist daher schwer zu treffen.

 

Aus diesem Grund sollte man besser sorgfältiger mit dem Thema Schimmel umgehen.

 

Neben den gesundheitlichen Folgen eines Schimmelbefalls sind auch Geruchsbelästigungen und die Beschädigungen an der Bausubstanz zu nennen.

 

Ein Schimmelbefall kann sich durch muffigen Geruch bemerkbar machen. Dies ist jedoch zuerst als subjektive Wahrnehmung zu bewerten. Gibt dem sachkundigen Sachverständigen jedoch erste Anhaltspunkte.

 

Organische Baustoffe wir z.B. Holz können durch Schimmel und Pilze zersetzt werden. Hier ist nicht nur der Hausschwamm ein übler Zeitgenosse.

Putz und Fachwerk

Geschädigter Holzbalken eines Fachwerkes.

 

Wie kann man den Befall erkennen?

 

Um einen Befall durch Mikroorganismen zuverlässig bestimmen zu können gibt es verschiedene Methoden, die ich nachfolgend näher erläutern möchte:

 

Visuelle Feststellungen:

Oft ist Schimmel und der Befall durch andere Mikroorganismen mit dem bloßen Auge erkennbar. Bei dieser Art der Bestimmung wird aber nur der Fruchtkörper erkannt. Die gesamte Ausbreitung der Schimmel-Myzele und die genaue Art des Befalls kann alleine mit dem menschlichen Auge nicht festgestellt werden.

 

Materialproben:

Darunter versteht man die Untersuchung von Materialproben oder Abklatschproben. Hierbei kann auch ein Befall festgestellt werden, der mit dem bloßen Auge noch nicht zu erkennen ist.

Bei der Probeentnahme ist wichtig das bereits vorab geklärt ist, auf was genau getestet wird.

 

Luftkeimsammlung:

Bei der Luftkeimsammlung wird auf Kolonien bildende Einheiten (KBE) untersucht.

 

Bei dieser Methode wird eine festgelegte Luftmenge auf einen Nährstoff (z.B. Malzerxtraktagar, DG18 Agar oder CASO Agar) aufgebracht. Im Labor werden die in der Luft vorhandenen Keime auf dieser Nährstoffmasse angezüchtet.

 

Bei dieser Art der Bestimmung können Art und Gattung des Schimmelbefalls genau bestimmt werden. Die Anzahl der KBE gibt Aufschluss über den Umfang des Befalls.

 

Auf diese Art und Weise kann man nach einer erfolgten Schimmelsanierung durch eine sogenannte „Freimessung“ auch der Erfolg der Sanierung belegt werden.

 

Luftpartikelsammlung:

 

Bei der Luftpartikelsammlung (auch „Luftanalyse auf Gesamtzellzahl bzw. luftgetragener Partikel“ genannt ) wird die Anzahl der in der Raumluft befindlichen mikrobiellen Zellen gemessen. Die Auszählung erfolgt im Labor.

 

Bei dieser Methode werden die anzüchtbaren und nicht anzüchtbaren Zellen in der Raumluft gemessen. Die Untersuchung sollte immer in Verbindung mit der Luftkeimsammlung durchgeführt werden.

 

Untersuchung auf MVOC – VOC

 

Die Stoffe MVOC und VOC sind sozusagen die Abgase des mikrobiellen Befalls. An die Messungen sind einige Faktoren gebunden. Die Aussagekraft ist nicht immer eindeutig. Kein Befund bedeutet nicht, dass kein Befall vorliegt.

 

Schimmelspürhunde:

 

Schimmelspürhunde sind eine gute Alternative oder Ergänzung zu den oben genannten Untersuchungsmöglichkeiten. Die Hunde erkennen zuverlässig Geruchsquellen, die auf Befall durch Schimmel hinweisen.

 

Art des Schimmels und die Ursache für den Befund kann der Hund natürlich nicht feststellen. Aber allein der Hinweis „hier liegt eine Belastung vor“ reicht in der Regel aus um weitere Schritte einzuleiten.

Ein Drogenspürhund gibt ja auch nicht die Menge und Art der Droge an die er entdeckt hat, sondern zeigt „nur“ an: „hier sind Drogen versteckt“. Ähnlich arbeitet ein Schimmelspürhund.

 

Fazit:

 

Alle vorgestellten Methoden helfen dabei, einen Befall zu erkennen. Ein negativer Befund bedeutet jedoch nicht automatisch das kein Befall vorhanden ist. Die Kombination unterschiedlicher Messverfahren und die Auswertung durch einen erfahrenen Experten geben hier Sicherheit und ein zufriedenstellendes Ergebnis.

 

  1. Wie kann man die Ursachen für den Befall feststellen

Bei einem Befall Schimmel, Bakterien oder Algen ist die Ursachenforschung nicht immer einfach.

 

Dazu bedarf es einiger Erfahrung und einem umfangreichen Wissen über Baustoffe, Baumaterialien, Bauweisen und baujahrsbedingte Ausführungen.

 

Das reine Wissen über Schimmelwachstum und Schimmelpilzarten ist nicht immer ausreichend um die Ursache für Schimmelbildung sicher zu erkennen.

 

Häufige und bekannte Ursachen sind Feuchteschäden, Wärmebrücken, falsches Lüften und Heizen. Aber oft gibt es nicht nur eine Ursache für den Schaden oder den Schimmelbefall.

 

Um nicht gleich mit Kanonen auf Spatzen zu schießen ist es erforderlich systematisch an den Befall und die Ursachenermittlung heranzugehen.

 

Zuerst einmal müssen Faktoren wie Raumluftfeuchte, Bauteilfeuchte, Nutzerverhalten, Baujahr und kürzlich vorgenommene Renovierungsarbeiten aufgenommen werden.

 

Der Schimmel sollte im Labor untersucht und die Art bestimmt werden. Die Art des Schimmelbefalls kann Hinweise auf die Ursache geben.

 

Ein Schimmelbefall der z.B. durch fäkalienhaltige Abwässer verursacht wurde weist andere Schimmelkolonien auf als ein durch falsches Lüften verursachter Schimmel. Allerdings ist diese Bestimmung nicht als alleinige Ursachenermittlung ausreichend.

 

Häufig ist es erforderlich Langzeitmessungen mittels Datenlogger durchzuführen. Dies gibt Aufschluss über Nutzerverhalten, Feuchtigkeitseintrag usw.

 

  1. Wie kann fachgerecht und dauerhaft ein mikrobieller Schaden saniert werden?

 

Das Sanierungskonzept muss auf Art, Umfang und Ursache des Schimmelschadens abgestimmt werden.

 

Dabei müssen unter anderem die folgenden Fragen geklärt werden:

  • Ort des Befalls: Ist der Befall zugänglich (z.B. Wandflächen) oder befindet sich der Befall in Bauteilkonstruktionen (wie z.B. im Estrichaufbau)?
  • Welche Ursache ist für den mikrobiellen Befall verantwortlich? Schäden aus ausgetretenem fäkalienhaltigen Abwasser sind mit anderen Maßnahmen zu beseitigen als Schäden durch sauberes Leitungswasser.
  • Wie groß ist der Umfang des Schadens? Ist der Befall wenige Quadratzentimeter (cm2) groß oder erstreckt er sich über mehrere Quadratmeter (qm2)?

 

Ein Befall von Schimmel oder mikrobiellen Befalls sollte ab einem gewissen Umfang unbedingt von einem Experten begutachtet und bewertet werden. Auf Grundlage der Beurteilung muss das Sanierungskonzept erstellt werden.

Beseitigungsmaßnahmen können – abhängig von der Schwere des Befalls – einfache Reinigungs- und Desinfektionsmaßnahmen umfassen, in besonders schweren Fällen aber auch den Rückbau von Bauteilen erfordern.
Ganz wichtig: Eine Beseitigung des Schadens ohne gleichzeitige Ursachenforschung ist nicht zu empfehlen. Werden die Ursachen nicht beseitigt, kommt der Schimmel schnell und gerne wieder.

 

Für die Beseitigung von Schimmel in Gebäuden gibt es diverse Handlungsrichtlinien.