Richtig lüften vermeidet SchimmelbildungWenn ich mich mit Kunden zum Thema „Richtig Lüften“ unterhalte, stelle ich immer wieder fest: Fast jeder denkt, dass er richtig lüftet. Wenn ich das Lüftungsverhalten dann hinterfrage ist es aber oft so, dass häufig doch nicht effizient gelüftet wird.

Immer noch weit verbreitet – gerade in den warmen Monaten – ist zum Beispiel die Methode, die Fenster einfach den ganzen Tag auf „Kipp“ zu stellen. Dies ist jedoch die ineffizienteste Lüftungsmethode, weil dadurch kaum ein Luftaustausch erfolgt. Und in der Heizperiode wird dadurch auch viel unnötige Energie „aus dem Fenster geheizt“.

Effizientes Lüften ist mehr, als nur „Fenster auf, Fenster zu“. Verschiedene Aspekte sind zu berücksichtigen, insbesondere Gebäudeart, Baujahr und das Heizungssystem des zu belüftenden Gebäudes. Auch der Tagesablauf der Bewohner sollte berücksichtig werden: ein Gebäude, dass den ganzen Tag bewohnt ist, muss anders gelüftet werden als ein Haus, das tagsüber leer steht weil die Bewohner arbeiten sind.

Auf einen Punkt gebracht bedeutet richtig lüften: einen möglichst großen Luftaustausch in möglichst kurzer Zeit zu ermöglichen. Am besten gelingt dies, in dem man gegenüberliegende Fenster öffnet, die Zwischentüren feststellt damit diese nicht zuschlagen können und so etwa fünf Minuten lang für „Durchzug“ sorgt. Dies bezeichnet man als „Querlüften“.

Warum sollte man überhaupt lüften?

Der Luftaustausch ist erforderlich, da verbrauchte Raumluft mit Feuchtigkeit angereichert ist. Diese Feuchtigkeit entsteht durch z.B. Atemluft der Bewohner, Kochen, Duschen, … Die Feuchtigkeit kann sich als Kondensat an den Oberflächen der Wohnung festsetzen kann und so Schimmelbildung begünstigen.

Außerdem gilt: Feuchte Luft fühlt sich kälter an als trockene. Daraus folgt: Je höher der Feuchtigkeitsgehalt der Luft, desto höher muss die Raumtemperatur sein, um ein subjektives Wohlfühlklima zu erreichen.

Der Luftaustausch sollte möglichst schnell erfolgen, damit die Oberflächen im Wohnraum nicht zu stark abkühlen und somit nicht unnötig Heizenergie verschwendet wird, um die ausgekühlten Räume wieder aufzuwärmen. Im Sommer besteht zwar nicht die Gefahr, dass Oberflächen auskühlen, allerdings ist dann oft die Außenluftfeuchtigkeit höher als in der Wohnung, und diese soll nicht in die Wohnung „hineingelüftet“ werden.

Richtig lüften abhängig von der Art des Gebäudes

Bei den Gebäudearten unterscheide ich grundsätzlich nach drei Typen:

  • Freistehendes Einfamilienhaus
  • Reihenhaus oder Doppelhaushälfte
  • Wohnung in einem Wohnkomplex

Ein freistehendes Einfamilienhaus hat in aller Regel auf allen vier Seiten Fenster. Dies ermöglicht es, gegenüberliegende Fenster gleichzeitig zu öffnen, ein effizientes Querlüften ist gut möglich.

In einem Reihenhaus oder einer Doppelhaushälfte hat man in der Regel nur zwei oder drei Fensterfronten. Ein Querlüften ist also nicht mehr für jeden Raum möglich. Trotzdem sollten möglichst alle Fenster gleichzeitig geöffnet werden, um Durchzug zu erzeugen und so den Luftaustausch zu ermöglichen.

Bei einer Wohnung in einem Wohnkomplex hat man häufig nur eine einzige Fensterfront zur Verfügung. Ein effizientes Querlüften ist so kaum möglich. Es empfiehlt sich in solchen Fällen, die Wohnung häufiger – im Idealfall stündlich – zu lüften.

Richtig lüften abhängig vom Baujahr des Gebäudes

Ältere Gebäude weisen häufig Undichtigkeiten in der Gebäudehülle auf. So kann z.B. durch undichte Fenster und Außentüren verbrauchte Raumluft abziehen und frische Außenluft einströmen. So ungünstig das für die Heizkosten des Gebäudes ist, bewirkt es doch im Allgemeinen einen kontinuierlichen Luftaustausch. Aus diesem Grund müssen ältere, nicht energiesanierte Häuser nicht so häufig gelüftet werden wie moderne Gebäude

Moderne Häuser sind oft sehr gut gedämmt, was sich positiv auf die Energiebilanz auswirkt. Die Gebäudedämmung in Verbindung mit luftdicht ausgeführten Anschlüssen an Fenstern und Außentüren usw. verhindert jedoch den natürlichen Luftaustausch zwischen Innenräumen und Außenluft. Daher ist es erforderlich, ein Gebäude mit gedämmter Gebäudehülle häufig und regelmäßig zu lüften.

Richtig lüften abhängig vom Heizungssystem

Korrektes Lüften ist auch abhängig von der Art Ihres HeizungssystemsBei der Beheizung mit herkömmlichen Heizkörpern, egal ob es sich dabei um eine Zentralheizung, Nachtspeicheröfen oder Elektroheizung handelt, steigt die warme Luft vom Heizkörper – an den Fenstern vorbei – nach oben, die Decke entlang und fällt auf der dem Heizkörper gegenüberliegenden Seite abgekühlt wieder nach unten. Dieser Vorgang nennt sich „Konvektion“.

Die zu belüftenden Räume sind in der Regel bereits aufgewärmt. Zum Lüften dreht man das Thermostat der Heizkörper herunter und öffnet die Fenster für ca. 3 – 5 Minuten (im Idealfall Querlüftung, siehe oben) um einen Luftaustausch zu bewirken.

Lüftet man Räume, die nicht konstant beheizt werden (z.B. Schlafzimmer am morgen) gilt es, zunächst ca. 3 – 5 Minuten querzulüften, um die verbrauchte Luft aus dem Zimmer zu lüften. Um die Feuchtigkeit, die sich nachts in den Bauteilen und Möbeln festgesetzt hat (Schweiß, Atemluft, etc.) aus dem Raum zu bekommen, sollte man nach dem ersten Lüften den Heizkörper hochdrehen um die Raumluft anzuwärmen. Warme Luft kann Feuchtigkeit nämlich besser aufnehmen als kalte. Nach etwa 20 Minuten sollte dann noch einmal quergelüftet werden, um die nun mit Feuchtigkeit gesättigte warme Luft abzutransportieren.

Werden Räume mit einer Fußbodenheizung beheizt, die in der Regel viel träger reagiert als herkömmliche Heizkörper, ist ein Abdrehen der Heizung zum Lüften wenig sinnvoll. Auch das schnelle „hoch heizen“ des Raumes ist mit einer Fußbodenheizung kaum darstellbar.

Durch die fehlende Konvektion kommt es in Räumen, die mit einer Fußbodenheizung geheizt werden, oft zu Feuchtigkeitsniederschlag (Kondensat) an den Fenstern. Diese Feuchtigkeitsbildung kann verhindert werden, wenn die Räume sehr häufig – im Idealfall stündlich – gelüftet werden. Gelüftet wird ebenfalls am besten jeweils 3 – 5 Minuten bei weit geöffneten Fenstern und Zwischentüren („Querlüftung“).

Bei Öl- und Holzöfen ist ein schnelles Aufheizen der Räume gut möglich. Im Idealfall lüftet man Räume, die mit Kamin oder Ofen geheizt werden ein erstes Mal vor dem Anfeuern des Ofens und dann noch einmal, wenn die Luft sich erwärmt hat – also ähnlich wie beim Lüften von Räumen mit herkömmlichen Heizkörpern.

Auf das Lüften abhängig vom Tagesablauf, Nutzungsverhalten und Jahreszeit gehe ich in der Fortsetzung dieses Artikels ein.

Dann erläutere ich auch, wie man Küche, Bad und Schlafzimmer, in denen nutzungsbedingt besonders viel Feuchtigkeit anfällt, korrekt belüftet.

Wenn Sie noch Fragen zum Thema „richtig Lüften“ haben, stellen Sie diese gern in den Kommentaren.

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